Regelungstechnik - Praxis für verfahrenstechnische Prozesse

Seminarinhalt

Nach den Grundbegriffen der Regelungstechnik (Blockschaltbild, Führungs- und Störverhalten) werden die einschleifigen Regelungen erweitert (Störgrößenaufschaltung, Kaskadenregelung, Verhältnisregelung, Begrenzungsregelung, usw.), um z. B. Störungen effektiver zu kompensieren. Die Teilnehmenden erfahren, wie Strukturen in Rohrleitungs- und Instrumentierungsfließbildern darstellbar sind. Typische verfahrenstechnische Prozesse, wie z.B. Wärmeübertrager, chemischer Reaktor werden mit deren (Näherungs-)Modellen vorgestellt. Diese Prozesse werden mit Kennwerten (Proportionalbeiwert, Zeitkonstante und Totzeit) charakterisiert. In Kenntnis dieser Werte werden PID-Regler entworfen und deren Parameter mit Faustformeln optimal eingestellt. Auch Einstellverfahren ohne Kenntnis des Prozessmodells werden vorgestellt. Die klassische PID-Regelung wird erweitert, um den unterschiedlichen Anforderungen an Führungs- und Störverhalten gerecht zu werden. Regelungsentwürfe und Regelungssimulationen für weitere, in der Praxis vorkommende Fälle, wie Dämpfung der Durchflussschwankungen mithilfe von Pufferbehältern und Prozesse mit großen Totzeiten runden das Themenspektrum ab. Simulationen, Methodenvergleiche, Fallbeispiele und Realisierungen in einem Prozessleitsystem illustrieren die vorgestellten Verfahren.
Die verschiedenen Methoden (Modellbildung und Regelung) werden teils an demselben verfahrenstechnischen Prozess (Heißluftgenerator) angewendet und verglichen. Dieses Gerät lag im Prozessleittechnik-Labor an der TH Köln, und wir werden die experimentelle Modellbildung anhand reeller Messwerte durchführen. Wir werden verschiedene Regelungsalgorithmen zusammen mit den Teilnehmern auslegen und simulieren. Für den Vergleich liegen die Ergebnisse der Echtzeitregelungen mit dem Heißluftgenerator aus dem Labor vor.

Themen:

  • Grundbegriffe, Blockschaltbild, Führungs- und Störverhalten einer Regelung
  • R&I-(Rohrleitungs- und Instrumentierungs-)Fließbild
  • Typische Prozesse
    • Theoretische Modellbildung von einigen verfahrenstechnischen Prozessen
    • Experimentelle Modellbildung anhand Sprungantworten
    • Experimentelle Modellbildung aus Dauerschwingungen (Zweipunktregelung)
    • Experimentelle Modellbildung aus Überschwingungen (mit P-Regler)
  • Stetige PI(D)-Regelung für proportionale, aperiodische Prozesse mit Ausgleich
    • Wirkung der Reglerparameter auf das Regelungsverhalten
    • Stellsignalbegrenzung
    • Erweiterungen des PI(D)-Reglers für Berücksichtigung von Sollwertverfolgung, Störungsunterdrückung und Robustheit
    • Praktische Einstellregeln für den Reglerentwurf
    • Einstellverfahren aus Dauerschwingungen (Zweipunktregelung)
    • Einstellverfahren aus Überschwingungen (mit P-Regler)
    • Modellfreie, schrittweise Verbesserung der PI-Regelung
  • Wahl des passenden Regeltyps (P, PI, PID) für verschiedene Prozesse
  • Stetige PI(D)-Regelung für integrierende Prozesse ohne Ausgleich
  • Durchflussberuhigungs-Regelung mit Pufferbehältern
  • Robuste Regelung von Totzeitprozessen mit Smith-Prädiktor
  • Fallbeispiel: Prädiktive (vorausschauende) Regelung einer Rektifikationskolonne
  • Fehlersuche und Fehlerbehebung (Troubleshooting) in Regelkreisen
    • Beurteilung der Regelungsgüte, Erkennen von Schwingungen, Filtern von Messgeräuschen, Realisierung mit Prozessleitsystem
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