06./07.Oktober 2025 sowie 13./14. Oktober 2025
Bitte beachten Sie, dass der Kurs auf vier halbtägige Module (jeweils 9:00 Uhr bis 13:00 Uhr) aufgeteilt ist.
An diesen vier Vormittagen werden u.a. folgende Fragen beantwortet (in dieser Reihenfolge):
1. Wie kann man eine Anlage mit einem einfachen Modell abbilden und mit einem Regler
simulieren? Wie kann man die Reglerparameter in wenigen Schritten nur aus der Beobachtung des Regelverhaltens (quasi automatisch) einstellen?
2. Wie funktionieren die meisten in der Industrie eingesetzten Regler? Wie kann man mit Faustregeln die Reglerparameter so einstellen, dass sie sowohl optimal auf Sollwertänderungen als auch auf Störungen reagieren und gleichzeitig möglichst unempfindlich gegenüber Änderungen im Modellverhalten sind?
3. Wie kann man Regelkreise erweitern? (Kaskaden- , Verhältnis-, Begrenzungsregelung)
4. Wie kann die Regelgüte online überwacht werden? Warum und wie verwendet man prädiktive (vorausschauende) Regelungen für komplexere Prozesse, wie z.B. eine Rektifikationskolonne mit zu regelnden Destillat- und Sumpfkonzentrationen?
Nach dem Seminar sind Sie in der Lage, Regelungsziele für typische verfahrenstechnische Prozesse zu definieren, Regelungsstrukturen aufzustellen und diese in R&I-Fließbildern darzustellen. Sie können anhand von physikalischen Gleichungen oder aktiven Versuchen Modelltypen und Kennwerte ermitteln und die geeigneten Reglertypen und die Reglerparameter bestimmen. Sie verstehen auch gehobene Regelungsalgorithmen, wie Modifikationen der PID-Regelung und prädiktive (vorausschauende) Regelung von Mehrgrößenprozessen.
Verfahrenstechniker:innen, Chemieingenieur:innen, Chemiker:innen, Maschinenbauer:innen, Projektleitende der Prozessindustrie, Projektingenieur:innen, MSR-Techniker:innen und MSR-Spezialist:innen
Die Kursteilnehmenden werden nach dem Seminar in der Lage sein, Regelungsziele für typische verfahrenstechnische Prozesse zu definieren. Sie können anhand von gezielten Versuchen (Messungen im stationären Zustand, Auswertung von Sprungantworten) Modelltypen und Kennwerte ermitteln und die geeigneten Reglertypen (P, I, PI, PID) sowie Reglerparameter bestimmen. Sie verstehen, wie durch Modifizieren des klassischen PI(D)-Reglers Stellgrößen begrenzen, den Sollwert verfolgen und Störungen unterdrücken kann. Des Weiteren werden Sie in der Lage sein, einschleifige Regelkreise zu erweitern, um Störungen effektiver zu unterdrücken, Regelgrößen abhängig voneinander, z. B. im Verhältnis, zu regeln sowie das Stellsignal über mehrere Stellgeräte (split-range) zu steuern. Sie lernen Regelungen anhand Annäherungsmodelle der Prozesse mit einer freiverfügbaren Software zu simulieren.
Nach den Grundbegriffen der Regelungstechnik (Blockschaltbild, Führungs- und Störverhalten) werden die einschleifigen Regelungen erweitert (Störgrößenaufschaltung, Kaskadenregelung, Verhältnisregelung, Begrenzungsregelung, usw.), um z. B. Störungen effektiver zu kompensieren. Die Teilnehmenden erfahren, wie Strukturen in Rohrleitungs- und Instrumentierungsfließbildern darstellbar sind. Typische verfahrenstechnische Prozesse, wie z.B. Wärmeübertrager, chemischer Reaktor werden mit deren (Näherungs-)Modellen vorgestellt. Diese Prozesse werden mit Kennwerten (Proportionalbeiwert, Zeitkonstante und Totzeit) charakterisiert. In Kenntnis dieser Werte werden PID-Regler entworfen und deren Parameter mit Faustformeln optimal eingestellt. Auch Einstellverfahren ohne Kenntnis des Prozessmodells werden vorgestellt. Die klassische PID-Regelung wird erweitert, um den unterschiedlichen Anforderungen an Führungs- und Störverhalten gerecht zu werden. Regelungsentwürfe und Regelungssimulationen für weitere, in der Praxis vorkommende Fälle, wie Dämpfung der Durchflussschwankungen mithilfe von Pufferbehältern und Prozesse mit großen Totzeiten runden das Themenspektrum ab. Simulationen, Methodenvergleiche, Fallbeispiele und Realisierungen in einem Prozessleitsystem illustrieren die vorgestellten Verfahren.
Die verschiedenen Methoden (Modellbildung und Regelung) werden teils an demselben verfahrenstechnischen Prozess (Heißluftgenerator) angewendet und verglichen. Dieses Gerät lag im Prozessleittechnik-Labor an der TH Köln, und wir werden die experimentelle Modellbildung anhand reeller Messwerte durchführen. Wir werden verschiedene Regelungsalgorithmen zusammen mit den Teilnehmern auslegen und simulieren. Für den Vergleich liegen die Ergebnisse der Echtzeitregelungen mit dem Heißluftgenerator aus dem Labor vor.
Themen:
Vortrag, Rechen- und Simulationsübung, Diskussion, Seminarunterlagen.
Die Schritte der experimentellen Modellbildung und des Regelungsentwurfs werden auch mit Ablaufcharts dargestellt. Die Unterschiede der verschiedenen Methoden werden auch anhand Anwendungsbeispiele erklärt.
Prozessanregungen und Regelungen werden mit dem frei erhältlichen Programmpaket Scilab/Xcos simuliert (https://www.scilab.org/download/scilab-2025.0.0). Die Teilnehmenden erhalten Programmcodes und können das Programm schon während des Seminars anwenden, sofern das Programm im Voraus installiert wurde.
Regelungen werden nach klaren Rezepten und Faust-Regeln geplant und simuliert. Im Gegensatz zu den Hochschulbüchern kann man diese Methoden auch ohne höhere Mathematik (d.h. ohne Laplace-Transformation, Frequenzmethoden, Bode-Diagramm, Nyquist-Kriterium) verstehen.
Prof. Dr.-Ing. Robert Haber
Regelungs- und Prozessleittechnik, Prozessdatenanalyse
Institut für Anlagen- und Verfahrenstechnik, Technische Hochschule Köln
Mitglied der Arbeitsgruppe „Prozessführung und gehobene Regelungsverfahren“ des VDI/VDE-GMA-Fachausschusses 2.19 „Engineering und Betrieb von Automatisierungssystemen“.
Autor des Kapitels „Steuern und Regeln von chemischen Reaktoren" in „Handbuch Chemische Reaktoren" (Springer, 2021) und Koautor des Buches "Predictive Control in Process Engineering: From the Basics to the Applications" (Wiley, 2011).
inkl. digitale Kursunterlagen und Teilnahmezertifikat
1.150,- € |
Rabatte für Studierende/Doktoranden: auf Anfrage
(abhängig von Verfügbarkeit, Studierendenausweis als Nachweis erforderlich)
Vielbucher-Rabatte: auf Anfrage
(bei gleichzeitiger Anmeldung von mehr als fünf Teilnehmenden aus demselben Unternehmen)